Kai Kramer trainiert für die Paralympics
aus der LZ vom 08.02.2016 von Heidi Stork
Seit einer Tumoroperation vor zwölf Jahren ist Kai Kramer aus Leopoldshöhe querschnittsgelähmt. Doch der 14-Jährige hat ehrgeizige Ziele, er trainiert mit einem Rennrollstuhl für Rio.
Leopoldshöhe-Schuckenbaum. Bei seinem ersten LZ-Gespräch war Kai Kramer zehn Jahre alt und hatte drei Jahre zuvor den Rennrollstuhl für sich entdeckt. Mit einem geliehenen Sportgerät trainierte der querschnittsgelähmte Junge regelmäßig. Ehrgeiziges Ziel: Die Paralympics in Rio de Janeiro.
Seitdem ist viel passiert: Der Lionsclub Detmold-Cherusker hatte von dem Schicksal des Jungen erfahren, der nach einer Tumoroperation vor zwölf Jahren querschnittsgelähmt ist, und einen Rennrollstuhl gesponsert. "Das neue Sportgerät bietet mir ganz andere Möglichkeiten", freut sich Kai über die optimalen Trainingsbedingungen. Seit Anfang des Jahres ist für das wöchentliche Ausdauer-Training auch keine Tartanbahn mehr erforderlich, die bisher für die empfindliche Bereifung notwendig war. Zwei Mal in der Woche trainiert der Teenager mittlerweile im Fitnessstudio "Impuls" des TuS Kachtenhausen. Dort wird der Rennrollstuhl für das Ausdauertraining auf einen speziellen Rollentrainer montiert. Ein behutsames Krafttraining soll zudem die Muskeln im Bereich der Wirbelsäule stärken. Studioleiter Kai Müller freut sich über den besonderen Sportler, wenngleich er zunächst skeptisch war.
"Krafttraining während der Wachstumsphase kann negative Auswirkungen auf die körperliche Entwicklung haben", gibt Müller mit Blick auf das Alter des Jugendlichen zu bedenken. Darum hat er für Kai extra einzelne Übungen zusammengestellt. Dass die Chemie zwischen den beiden Kais stimmt, ist deutlich zu spüren. Wenn sich der junge Kai für das Training bereit macht, ist der große meist in der Nähe, um bei Bedarf kurz zu helfen. Doch das ist eigentlich nicht nötig, schließlich ist die vollkommene Selbstständigkeit eine der Grundvoraussetzungen, um am Jugendcamp der Paralympics in Rio teilzunehmen. "Ich muss im Kader alleine zurecht kommen, eine Begleitperson ist nicht erlaubt", benennt der 14-Jährige eine der Regeln, die er mühelos erfüllen kann. Auch um seine Qualifikation muss Kai nicht bangen. Der talentierte Sprinter fegt mit seinem Rennrollstuhl in einer Zeit von 1,15 Minuten über die 400 Meter lange Distanz (zuletzt im Juni 2015 auf der International Deutschen Meisterschaft in Berlin).
Allein die Kosten für die Teilnahme könnten ihm einen Strich durch seine Träume machen. "Die Paralympics werden leider nicht so wie die Olympischen Spiele gesponsert", bringt er es auf den Punkt. Die Förderung ihres Sohnes sei finanziell und zeitlich sehr aufwendig, erzählt auch Mutter Birgit Kramer. "Daher werden wir vorerst abwarten müssen, ob wir ihm diesen Traum wirklich erfüllen können".
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