Geschichten aus fünf gewalttätigen Leben
Gewaltprävention: An der Felix-Fechenbach-Gesamtschule erfahren Schüler, wie zerstörerisch Auseinandersetzungen und egoistischens Verhalten sein können
aus der LZ vom 2. Februar 2017
Leopoldshöhe (ted). Schülerinnen und Schüler der Felix-Fechenbach-Gesamtschule haben in der Aula Lebensgeschichten gehört, die von Gewalt geprägt sind. Ein Neonazi, eine Mobberin, ein Lehrer, ein junger Deutsch-Türke und eine Frau haben ihnen über ihre Erfahrungen mit Gewalt berichtet.
Zum Beispiel Ümüt, ein smarter Typ. Er wehrt sich, wenn er oder seine Freunde angegriffen werden. Er kann das gut begründen, erzählt tolle Geschichten. Kathrin hat beobachtet, wie eine Frau vergewaltigt werden sollte. Sie schritt ein und wurde selbst geschlagen – und warnt nun andere davor, sich einzumischen. Lehrer Baumann, wollte Vorbild sein und seine guten Vorsätze in der Schule umsetzen – doch nach einer Beleidigung rastete er aus und schlug einen Schüler.
Nicoles Mitschülerin hat sich umgebracht – und bezichtigt sie in einem Abschiedsbrief, sie in den Tod getrieben zu haben. Dabei, sagt Nicole, habe sie doch nur ein paar coole Sprüche über die Schulkameradin gemacht. Klaus Lützek ist als Jugendlicher in eine Nazi-Clique geraten. Seine Mutter ist Kassiererin. Als der Laden von einem Vietnamesen übernommen wird, verliert die Mutter ihren Arbeitsplatz. Lützek und zwei Kumpane stürmen den Laden und schlangen Besitzer und Angestellte zusammen.
Die Schüler hören gespannt zu. Bei Ümüt lachen einige, bei Kathrin und Nicole wird es still, bei Baumann wird getuschelt. Klaus Lützek sorgt für eine eiskalte Atmosphäre. Als sie geendet haben, sollen die Jugendlichen sie befragen und bewerten. Ümit hat sofort einen großen Fankreis um sich. Kathrin zieht vor allem Mädchen an. Auch um Baumann sammelt sich eine Gruppe. Klaus Lützek und Nicole nähern sich die Schüler nur zögerlich, Gespräche kommen kaum zustande. Ümit bekommt die höchsten Zustimmungswerte, gefolgt von Kathrin und Baumann, Nicole und Klaus Lützeck stehen am Ende der Skala.
Was die Schüler bis hier nicht wussten: Alle fünf sind Schauspieler des Theaters Till aus Köln. Die Fälle seien echt, sagt Nicole – aber nicht ihre eigenen. Als sie sich auf die Rollen vorbereiteten, hätten sie auch über ihre Gewalterfahrungen nachgedacht. Das macht ihr Spiel authentisch.
Seit Jahren engagiert sich die Felix-Fechenbach-Gesamtschule (FFG) in der Gewaltprävention. Unmittelbar positive Auswirkungen im Schulalltag ließen sich zwar nicht feststellen, sagt Schulsozialarbeiter Johannes Schumacher. Es gebe aber nach solchen Veranstaltungen immer Gespräche mit Schülern, die oft sehr betroffen seien. Im Unterricht werde das Erlebte nachbereitet.
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