Leopoldshöhe (sew). „Ich wollte keine Fächer unterrichten, sondern Schüler“ – so beschreibt Dr. Gerfried Stanzel das, was ihn bewogen hat, an einer Gesamtschule zu lehren. 26 Jahre lang machte er noch viel mehr: Er gestaltete die Schulform, warb und kämpfte für die Idee und sammelte viele Sympathien. Gestern verabschiedete eine Vielzahl von Gästen den Schulleiter, Christel Braun und Friedhelm Bröker in den Ruhestand.
vom 20.06.2007
Streiter für die Überzeugung
Gesamtschule verabschiedet Schulleiter Dr. Gerfried Stanzel, Christel Braun und Friedhelm Bröker
Leopoldshöhe (sew). „Ich wollte keine Fächer unterrichten, sondern Schüler“ – so beschreibt Dr. Gerfried Stanzel das, was ihn bewogen hat, an einer Gesamtschule zu lehren. 26 Jahre lang machte er noch viel mehr: Er gestaltete die Schulform, warb und kämpfte für die Idee und sammelte viele Sympathien. Gestern verabschiedete eine Vielzahl von Gästen den Schulleiter, Christel Braun und Friedhelm Bröker in den Ruhestand.
Sein Nachfolger Uwe Scheele stellte gleich zu Anfang in Aussicht, dass die Abschiedsfeier, „bis 23 Uhr dauert“. Nein, ganz so lang wurde es denn doch nicht. Aber weil der scheidende Schulleiter großen Wert darauf gelegt hatte, dass auch die Abteilungsleiter Christel Braun und Friedhelm Bröker in diesem feierlichen Rahmen zu Ehren kamen, gab es eine entsprechend lange Lehrerzeit – der Mathematiker Stanzel hatte 99 Jahre addiert -, die gewürdigt wurde.
Christel Braun begann 1968 zunächst in der Hauptschule und wechselte dann nach deren Auflösung zur Gesamtschule, Friedhelm Bröker trat dort 1973 seinen Dienst an. Er zeichnete für das Aufnahmeverfahren verantwortlich, sortierte die Anmeldungen, empfahl die „Mischung“ und hielt den Kontakt zu den Grundschulen. Dabei, so attestierte ihm Uwe Scheele humorvoll, „habe er außerordentliches Fingerspitzengefühl gepaart mit einem echt ostwesfälischen Sturkopf bewiesen“.
Seine Kollegin Christel Braun begleitete die Schüler engagiert auf dem Weg in das Berufsleben, führte die ersten Beratungsgespräche und half beim Wechsel in den Beruf oder in eine andere Schulform. Scheele: „Man hatte manchmal den Eindruck, je leiser sie wurde, um so größer war der Nachdruck.“
Blieb der Schulleiter Dr. Gerfried Stanzel, dessen Verdienste im Mittelpunkt vieler Würdigungen standen. Die Schüler bedankten sich bei allen drei Ruheständlern mit einem selbst gestalteten Buch, und lobten den „Schulleiter, der immer für uns da war und bei jedem Problem geholfen hat“, der Chor sang eine Hymne auf den Ruhestand, Sketche wurden aufgeführt und vieles mehr.
Humorvoll, offen für Ideen, optimistisch, immer im Einsatz für die Schüler, aufrecht mit Argumenten für die Schulform streitend, die andere Meinung anerkennend – so formte sich die Persönlichkeit des scheidenden Schulleiters aus den Reden. Und so verabschiedete sich Stanzel von seinem Kollegium, bei dem er sich für die Zusammenarbeit ausdrücklich bedankte, und auch von dem Auditorium in der voll besetzten Aula der Grundschule mit kritischen Worten.
„Das frühe Aussortieren der Kinder in unserem Schulsystem ist längst überholt. Andere Länder haben uns gezeigt, dass die Leistungen sehr viel besser sind, wenn die Kinder individuell gefördert und gemeinsam möglichst lange unterrichtet werden.“ Die frühe Selektion im dreigliedrigen Schulsystem bezeichnete er „als Verbrechen an den Bildungschancen unserer Kinder“.
Zum Schluss gab er das Versprechen, sich auch weiterhin für die „Schule für alle“ einzusetzen, und fügte mit einem Augenzwinkern den Ausblick auf den nächsten Besuch an: „Ich freue mich, wenn ich zur Einweihung der neuen Aula eingeladen werde.“
Quizz:Merle Terwey schreibt die Ergebnisse an die Tafel. Für jede richtige Antwort bekamen Dr. Gerfried Stanzel, Christel Braun und Friedhelm Bröker (rechts) einen Strich. Die Fragen rund um das Schulleben hatte das Team der Schülervertretung ausgewählt. Zum Abschied sollten die künftigen Ruheständler in der Aula der Grundschule beweisen, dass sie nicht Nachsitzen müssen. Foto: Sewing
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