Opfer bleiben nicht mehr allein
VON KATRIN KANTELBERG
Schule als mobbingfreie Zone. Dieses Ziel verfolgt die Felix Fechenbach-Gesamtschule und will dafür das Anti-Mobbing-Konzept in der Schulsatzung integrieren.
Immer wieder seien Schüler im Bus von anderen beleidigt worden. „Das waren offensichtlich ganz gezielte Angriffe bestimmter Jugendlicher auf ausgewählte Opfer“, so Scheele. Die Schulleitung beschloss, unverzüglich zu reagieren, und zwar nicht nur in diesem Einzelfall – Schüler und Lehrer sollten generell für das Thema sensibilisiert werden.
Umfragen zufolge hat mehr als die Hälfte aller Schüler Erfahrungen mit Mobbing, fast ein Fünftel ist dabei Opfer von „Cyber Mobbing“, das heißt, sie werden mit Mails, Handyfotos oder -filmen, oder auch über Einträge in Communityportalen beleidigt oder lächerlich gemacht. Mobbing macht damit nicht mehr im Schulalltag halt und wird einer immer größeren Öffentlichkeit zugänglich. Mobbing findet dann statt, wenn Schüler wiederholt und über einen längeren Zeitraum den negativen Handlungen anderer Schüler ausgesetzt sind. Meist hat das Opfer dann nicht mehr die Möglichkeit, sich aus eigener Kraft aus der Situation zu befreien. (kk)
„Mobbing wird oft als solches von den anderen gar nicht wahr genommen, anders als körperliche Gewalt, die es an unserer Schule kaum noch gibt“, so Scheele. Warum das so ist? Noch immer scheuen sich viele Opfer, ihre Situation offen zu legen. Im schlimmsten Fall bleiben sie dem Unterricht fern, wechseln sogar die Schule, ohne dass Lehrer, Eltern oder Mitschüler eingegriffen haben. Dem will die Gesamtschule jetzt vorbeugen. Dafür trafen sich Schüler, Eltern und Lehrer in einer Arbeitsgruppe, um Bausteine für ein Anti-Mobbing-Konzept zu erarbeiten. So wurden bereits im vergangenen Schuljahr Schüler als Streitschlichter ausgebildet, eine Lehrerin mit einer Zusatzausbildung qualifiziert, um somit schnelle Einzelfallhilfe zu bieten.
„Wichtig ist es, schnell zu reagieren, um die Strukturen frühzeitig aufzubrechen“, so Scheele. Im konkreten Schulbus-Fall wurden Gespräche mit Tätern und Opfern geführt und Regeln für das Miteinander vertraglich fixiert. Hält sich der Täter nicht an die Vorgaben, so sollen Sanktionen folgen. „Wichtig ist es uns, auch die Eltern ins Boot zu holen“, so Scheele, schließlich kommt ihnen eine entscheidende Rolle im Anti-Mobbing-Kampf zu: Die Eltern müssen ihren Einfluss auf die Kinder und ihre Vorbildfunktion kritisch hinterfragen. An zwei Abenden wurden die Väter und Mütter der 1070 Schüler mit der Thematik konfrontiert, vom 16. bis 18. Februar sollen Projekttage für die Schüler folgen.
Langfristiges Ziel, so Uwe Scheele, ist es schließlich, das Anti-Mobbing-Konzept in der Schulordnung zu integrieren und es als selbstverständlichen Bestandteil des schulischen Miteinanders zu etablieren.
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