Nie war mehr Anfang als heute!

Unter dem Motto „Nie war mehr Anfang als heute!“ (Walt Whitman) wurden die 77 Schülerinnen und Schüler der 13. Jahrgangsstufe der Felix-Fechenbach-Gesamtschule in einer ausgedehnten Feierstunde festlich verabschiedet. Glücklicherweise konnten die Corona-Regeln soweit gelockert werden, dass auch die Eltern an der Feier teilnehmen durften. So war die Aula in diesem Jahr gut gefüllt.

Der Schulleiter Manfred Kurtz freute sich in seinem Grußwort auch zuallererst darüber, wie fantastisch es sei, nach diesem Schuljahr nun hier feiern zu können. Er dankte Leo’s Brass Band unter Leitung von Martina Künsting, die die Entlassungsfeier mit drei Stücken in kleiner Besetzung auflockerte.

73 Schülerinnen und Schüler haben die Allgemeine Hochschulreife erreicht, vier die Fachhochschulreife, Herr Kurtz sei „mächtig stolz“ auf alle und gratuliere ganz herzlich. Bei den schwierigen Rahmenbedingungen habe er allergrößten Respekt vor den Leistungen, die teilweise noch in der letzten Woche unter großem Druck erbracht wurden. Das Distanz-Lernen ohne Lehrer und Mitschüler sei nur mit viel Durchhaltevermögen machbar gewesen. Auf viele Veranstaltungen habe dieser Jahrgang verzichten müssen, dabei sei ein vertrauensvolles Miteinander entstanden und große Geduld während der Zeit der technischen Schwierigkeiten im Distanzunterricht gezeigt worden. Die Jahrgangsstufe habe eine gute Balance gefunden zwischen Rücksicht, Vorsicht und Zuversicht und habe das Reifezeugnis absolut verdient.

Mit 16 Zeugnissen mit einer 1 vor dem Komma habe dieser Jahrgang außergewöhnlich stark abgeschnitten, insbesondere auch im Mathematik-Leistungskurs (viele Einsen und Zweien). Herr Kurtz erwähnte aber auch den schulinternen Klimagipfel im Jahr 2019, in dem die Stufe für ihr überzeugendes Diskutieren viel Anerkennung erhalten habe. Als besondere Schülerin erwähnte Herr Kurtz Farah Fryad Yohana, die erst vor fünf Jahren nach Deutschland gekommen war, völlig ohne deutsche Sprachkenntnisse, und deren Abiturnote 1,7 ihn damit tief beeindruckt habe. (Farah hat außerdem die beste Note im Mathematik-Leistungskurs erreicht.)

Herr Kurtz dankte allen Wegbegleitern der Jahrgangsstufe. Die Eltern haben mit ihrer Entscheidung für die FFG eine wichtige Weichenstellung vorgenommen, um die individuellen Entwicklungsperspektiven für ihre Kinder so lange wie möglich offen zu halten. Die Lehrerinnen und Lehrer haben mit vielfachen Optionen Wege geebnet. Besonders dankte er den Beratungslehrern Frau Katrin Gerhard, Herrn Holger Garn und Herrn Sebastian Wöstefeld für ihre pädagogische Leidenschaft und wohldosierte Gelassenheit. Der Oberstufenkoordinator Herr Ulrich Schumann habe seine vielfältigen Aufgaben souverän, akribisch und schülerorientiert wahrgenommen, so dass das Abitur organisatorisch und inhaltlich perfekt durchgeführt werden konnte.

Mit dem Ruf „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“ ermutigte Herr Kurtz die Abiturienten, nun Neues zu wagen mit Mut, Selbstvertrauen und Durchhaltevermögen. Sie sollten die Bereicherung des Lebens durch die Begegnung mit Fremdem und Fremden erfahren und in gemeinsamem Leben der Entsolidarisierung der Gesellschaft entgegenwirken. Mit kritischem Blick auf Veränderungen sollten sie die Gesellschaft konstruktiv gestalten und Felix Fechenbach als wichtiges großes Vorbild bewahren. „Zeigt Courage!“

Der Bürgermeister Martin Hoffmann der Gemeinde Leopoldshöhe lobte das diesjährige Abi-Motto „CoronAbi – die Schule war öfter dicht als wir“, dies sei das beste Motto der letzten 100 Jahre gewesen. Eine spannende Zeit läge nun vor den Schüler/innen: Sie lernten neue Leute, neue Orte, neue Weltanschauungen kennen, würden neue Freundschaften schließen, die vielleicht ein Leben lang halten, und ihren Horizont erweitern. Er stellte die Optionen gegeneinander, das Zuhause zu verlassen oder im Lipperland zu bleiben, beides habe Vor- und Nachteile. Auf jeden Fall fange jetzt eine großartige Zeit an, trotzdem müssten immer wieder Rückschläge bewältigt werden. Mehr Erfolg könne man nur erreichen, wenn man bereit sei, doppelt so viele Fehler zu riskieren. Als Erfahrung aus seiner Fachhochschulzeit erklärte Herr Hoffmann: Wenn man an seine Grenzen geführt werde, dürfe man sich nicht entmutigen lassen, sondern müsse weitermachen, durchhalten, dann fände man immer andere, die durch das „Tal der Tränen“ hindurchhülfen. Die Stufe könne sehr stolz darauf sein, dass sie die Coronazeit gut gemeistert habe. Damit überbrachte er auch die Glückwünsche des Rates der Gemeinde Leopoldshöhe.

Für die Schülervertretung grüßten Charlotte Loges und die Schülersprecherin Julia Böhm. Sie stellten dar, wie jeder dabei sei, sein eigenes Buch des Lebens zu schreiben. In der Kindergartenzeit seien die größten Probleme ein geklautes Schippchen, später ginge es um die Wahl der Schule, und in der 4. Klasse haben sie ja die richtige Wahl getroffen mit der FFG. Durch viele Inhalte müssten alle durch, aber sie erhielten auch viele Angebote bis hin zur Sekundarstufe II an der FFG. Dort seien zwar die Lehrer entspannter, aber das Lernen stressiger, nun blieben schöne Erinnerungen. Besonders dankte die SV den Abiturientinnen Alisha Wolff und Farah Fryad Yohana für ihr langjähriges Engagement in der Schülervertretung.

Die Ansprache der Beratungslehrer Herr Wöstefeld, Herr Garn, Frau Gerhard wurde als Videokonferenz präsentiert, damit wurde an die zahlreichen Videokonferenzen im Distanzlernen erinnert. Die technischen Anfangsschwierigkeiten wurden humorvoll gezeigt (wie kriegt man das Mikrofon an?), welche Erfahrungen wurden im Online-Unterricht gemacht, welche Schüler haben nur abgehangen, welche Ausreden neuerer Art sind entstanden? Erleichtert waren alle, als wieder Präsenzunterricht möglich war. Auf jeden Fall habe die Stufe ein vollwertiges Abitur erreicht. Die Beratungslehrer trauerten aber darum, wie wenig gemeinsame Zeit neben dem Unterricht geblieben ist.

Für Leo’s Brass Band dankte Frau Künsting dem Abiturienten Kai Kramer für sein jahrelanges Engagement als Gitarrist in der Band. Bei der Gelegenheit ergriff auch Kai das Mikrofon und bedankte sich bei Schulleitung, Gemeinde und Lehrern, dass er die neun Jahre an der FFG trotz Rollstuhl so unauffällig wie möglich als ganz normaler Schüler durchlaufen konnte.

Im nächsten Beitrag meldeten sich die Stufensprecher Alisha Wolff und Maurice Flege zu Wort. Sie erinnerten an die ersten Tage in der Stufe 11, als sie die Stufenfahrt an den Gardasee planten und sich vorstellten, nun ein Jahr inhaltliche Wiederholung und dann zwei Jahre Powern vor sich hätten. Dann kam Corona, die Gardasee-Fahrt fiel aus, der Literaturkurs ebenfalls, und auch der Abiball als krönender Abschluss. Als die Osterferien 2020 drei Wochen verfrüht begannen, hätte niemand geahnt, dass man sich mehrere Monate nicht sehen würde. Dennoch hätten sie in den drei Jahren Erfahrungen gemacht, die sie ihr Leben lang begleiten würden. Sie dankten allen, die die Entlassungsfeier bereichert haben (den Hausmeistern, der AG Ton mit Herrn Herrmann, der Orga, der Jahrgangsstufe 12) und besonders den Beratungslehrern (Herr Garn sei etwas wie ein Vater gewesen, Frau Gerhard wie eine Mutter, Herr Wöstefeld wie ein großer Bruder), und sie freuten sich darüber, dass auch dieser Jahrgang am Schluss Abschlusspullis und eine Zeitung sowie doch eine Feier organisieren konnte.

Maurice kündigte dann den nächsten Programm Punkt an: Die Stufe sei besonders stolz auf den Mitschüler Fynn Peters, der während der anstrengenden Oberstufenzeit auch noch einen Roman geschrieben hat, aus dem er jetzt lesen werde. Fynn erläutert dazu: „Mein Buch ist ein Thriller, der in Frankfurt spielt. Der Titel wird voraussichtlich „Stimmen der Angst“ lauten. Es geht um einen Todesfall, der von der Polizei als Unfall abgetan wird. Dabei sieht nur eine ehemalige Journalistin die Wahrheit, die sich daraufhin gemeinsam mit einem pensionierten LKA – Ermittler auf die Suche macht. Dabei geraten sie in ein Netz voller Lügen und Gewalt. Nebenbei werden auch gesellschaftlich kritische Themen in den Fokus gerückt. Es geht um einen Alkoholiker, der in Selbstzweifel versinkt, Altersarmut und die Anonymität einer Großstadt.“ (Das Buch wird voraussichtlich Anfang August als Taschenbuch und Ebook erscheinen, Selbstverlag BoD und Tolino Media). Fynn stellte den Prolog vor und las aus dem 1. Kapitel.

Ein Film der Jahrgangsstufe erinnerte an die wenigen verbliebenen Feste und Abschlussveranstaltungen, die für diesem Jahrgang möglich waren. Dabei kam dann doch eine Menge an schönen Szenen zusammen.

Dann ergriff der Oberstufenkoordinator Ulrich Schumann das Wort und nannte das Motto „Nie war mehr Anfang als jetzt!“, welches Walt Whitman sicher nicht auf eine Pandemie bezogen haben könne, das aber die aktuelle Situation mit dem Abschwächen der Corona-Inzidenzen und die Aufbruchstimmung mit dem Schulabschluss gut zusammenfasst. Auch Herr Schumann bedauerte, wie viel in dieser Stufe abgesagt werden musste, lediglich die Orientierungstage, der Lettland-Austausch, der Wintersport und die Fahrt nach Paris konnten stattfinden. Die Oberstufe in Leopoldshöhe habe sich in diesem Jahr verändert, besonders geprägt von diesem Jahrgang und der fortschreitenden Digitalisierung. Man musste versuchen, die Schülerinnen und Schüler zum Abitur zu führen, ohne sie zu sehen. Es sei toll, mit wie viel Geduld die Stufe diesen Weg gegangen sei, zum Beispiel, als sie – weil eine Abiturklausur auf einen Montag gelegt worden war – bereitwillig sonntagabends zum Coronatest zur Schule gekommen sei. Herr Schumann fasste zusammen mit „Wenn schon eine Pandemie, dann nur mit euch!“ Auch Herr Schumann bedankte sich beim Beratungslehrerteam und beim Schulleiter, der immer fünf Minuten Zeit extra gefunden habe. Dann benannte er die Schülerinnen und Schüler, die in ihren Leistungskursen die Bestleistungen erzielt haben:

  • im Deutsch-LK Fynn Peters
  • im Englisch-LK Maurice Flege
  • im Erdkunde-LK Lars Åke Kaminski
  • im Pädagogik-LK Cora Grabsch
  • im Biologie-LK Alisha Wolff
  • im Mathematik-LK Farah Fryad Yohana.

16 Abiturientinnen und Abiturienten haben Traumnoten erzielt, die mit einer 1 vor dem Komma beginnen. Dieses sei keine Inflation und kein Corona-Bonus gewesen, bekräftigte Herr Schumann, denn die schriftlichen Prüfungen seien nicht leichter gewesen als in den Jahren zuvor, davor habe er großen Respekt.

  • Das drittbeste Abiturzeugnis erhielt Jasper Weidhase mit der Note 1,3,
  • das zweitbeste Maurice Flege mit der Note 1,2,
  • und die Beste des Jahrgangs 2021 ist Cora Grabsch mit der Note 1,1.

v. l. n. r.:
Jasper Weidhase, Cora Grabsch, Maurice Flege, Fynn Peters, Alisha Wolff,
Farah Fryad Yohana, Lars Åke Kaminski

Herzlichen Glückwunsch!