An zwei Theaterabenden zeigte der Literaturkurs der Stufe 12, was er unter der Leitung der Lehrerinnen Agnes Babilon und Katharina Ghosal im laufenden Schuljahr erarbeitet hat. Die 40 Schüler/innen des Kurses zeigten in einer turbulenten Geschichte verschiedene Handlungsstränge und gegensätzliche Charaktere und machten das Zuschauen durch ihre Spielfreude zu einem großen Vergnügen.
Die Rahmenhandlung wurde von Niklas Terwey vorgestellt, der einen erfolgreichen, aus einer "Plattenbau-Familie" stammenden Geschäftsmann verkörperte. Nach den Erlebnissen auf einer All-Inclusive-Schiffsreise erlangte er die Motivation, höhere Ziele im Leben anzusteuern, als vorher abzusehen gewesen war.
Von der Kapitänin (Anna Plewka) und der Stewardess (Patricia Morris) werden die Mitreisenden nacheinander vorgestellt, nur die blinde Passagierin (Marie Luise Tono) kann sich unbemerkt auf das Schiff schleichen. Schnell geraten die vornehme Familie von und zu Hofstätt (Christopher Enns, Chantal-Louise Jenker, Ann-Kathrin Simon und Sophia Ruff als Hund) und die ärmlich-laute Familie Böller (Tim-Philip Siekmann, Laura Werner, Jana Schröter und Vivien Podskocijs) aneinander: Zu unterschiedlich ihre Lebensstile. Daneben sorgen Herr Schlips (Beqir Thaqi) mit seinem dubiosen Krawattenverkauf sowie Herr Toppmöller (Frederik Haverig) und Frau Kriegelblitz (Jolien Kürschner) mit ihrer Unfähigkeit, mal von der Arbeit abzuschalten, für weitere interessante Charaktere. Einen klischeehaften Kontrast dazu stellt das Ehepaar Seppelmeier (Tabea Heitland, Lasse Rottschäfer) her: Sie mit nervtötendem Geschwafel (ein Bauer, der "allergisch ist gegen das Muhen seiner Kühe"), er völlig passiv im Rollstuhl, erst nach mehreren Cocktails auftauend ("Ich nehm noch so’n Cockpit!").
Während sich die Geschichte langsam aufzubauen beginnt, sorgt zunächst Herr Schlips für Schmunzeln, weil er es schafft, sämtlichen Mitreisenden (den Hund eingeschlossen) seine mit "biochemischen Wirkstoffen" versehenen Krawatten zu völlig überhöhten Preisen anzudrehen, die "bei Schmerzerkrankungen jeglicher Art" geeignet seien.
Penetrant laut ist Familie Böller, die sich auch im Bordrestaurant nicht zu benehmen weiß. Nachdem den Kindern angeboten wird, Pommes frites aus Kartoffeln zu schneiden, entspinnt sich eine Diskussion, was nun Pommes eigentlich mit Kartoffeln zu tun haben. Na klar: Das ist nur eine Notlösung, "in Wirklichkeit kommen Pommes von McDonalds". In all dem Krakeelen wagt Frau Böller doch einen Vergleich ihrer Familie mit den "Von und Zus": Wie leid sie es sei, sich immer wieder beweisen zu müssen – dagegen stellt sie aber die Frage an die Hofstätts, ob sie denn ihre "Masken" niemals abnähmen. Ihre Bilanz fällt zugunsten ihrer eigenen Familie aus, die bei allen lauten Worten dennoch fest zueinander stehe.
Nach der Pause wird die Geschichte mit der Persiflage eines Stadtrundgangs wiederaufgenommen, der an Eintönigkeit und Langeweile schwer zu überbieten sein dürfte (die Stufe 12 wird ihre Stadtführungen auf der kommenden Stufenfahrt daran messen). Zurück auf dem Schiff entwickelt sich schnell die Krimi-Handlung: Die "Töle der Von und Zus" ist verschwunden, Grund ist letztlich das diamantenbesetzte Halsband des Hundes, welches geschmuggelt werden soll, und als zu allem bereite Schmuggler erweist sich das alte Ehepaar Seppelmeier, welches in Wirklichkeit Meuchelpuffer heißt, und dem die vermeintliche Stewardess, tatsächlich Kommissarin, schon lange auf der Spur ist. Mit Waffengewalt kann sich das kriminelle Paar zunächst durchsetzen. Aber nach einem dramatischen Höhepunkt in der Sauna, in der allerlei klärende Gespräche stattfinden ("Reißen Sie sich zusammen, Sie sind hier nicht in der Firma!") können alle durch die blinde Passagierin befreit werden und die Meuchelpuffers überwältigen. Sogar Herr Schlips muss gestehen, dass seine Krawatten völlig wirkstofffrei sind, aber von deren Wirkung auf das gedeihliche Zusammenleben sind trotzdem alle überzeugt: Die Kapitänin überwindet ihre Seekrankheit, Herr Toppmöller und Frau Kriegelblitz überdenken ihre Lebensziele (nicht ganz glaubhaft: telefoniert wird trotzdem wieder), das Mädchen mit der Wasserphobie kann den Hund aus dem Meer retten, die blinde Passagierin erhält einen Job auf dem Schiff, Familie Hofstätt ("von und zu ist nicht so wichtig") wagt einen Besuch bei McDonalds ("Ich liebe es").
Im Rückblick auf seinen Werdegang erkennt der inzwischen erfolgreiche Geschäftsmann Benni Böller, dass die Begegnung auf der Kreuzfahrt sowohl seiner eigenen Familie ("Es gibt eine andere Zukunft, als nur Anträge auszufüllen.") als auch der reichen Familie Hofstätt ("Sie haben gelernt, eine richtige Familie zu sein.") wichtige Weichen im Leben gestellt hat. Das Wichtigste sei es, einander mehr zu sehen.
Begleitet wurde der Abend von mehreren musikalischen Darbietungen, solistisch, im Chor, mit der Band. Unsichtbar, aber dennoch unverzichtbar, waren das Technik-Team, die Regie, die Gruppe für Kostüme und Requisite, der Supervisor und die Gruppe für Öffentlichkeitsarbeit an der Aufführung beteiligt.
Besonderen Dank sprach der Literaturkurs dem Förderverein aus, der einen Theaterpädagogen finanziert hat. Auch die Väter Herr Ruff und Herr Plewka wurden dankbar erwähnt, weil sie für die Beschaffung der zahlreichen Requisiten gesorgt hatten. Neben dem Dank an die Hausmeister, die mit dem Stellen von Tischen und Stühlen erheblich zu tun hatten, wurden besonders die beiden Kursleiterinnen Frau Babilon und Frau Ghosal geehrt.
Hinweis: Dieser Artikel stammt von unserer alten Webseite. In einigen Fällen kann es zu Darstellungsfehlern kommen.