Corinna schreibt: „In der Universität Bielefeld wird seit einiger Zeit eine Ausstellung von 25 mathematischen Denkaufgaben und Phänomenen ausgestellt. In zwei Räumen verteilt kann man die Ausstellungsobjekte in Augenschein nehmen. Dabei wird man von Studenten der Uni Bielefeld begleitet, die einem helfen und bei Fragen für die Beantwortung und eine genaue Erläuterung der Objekte zur Verfügung stehen.“
Jede/r Schüler/in hatte den Auftrag, zwei Ausstellungsstücke näher zu beschreiben und möglichst ihren mathematischen Gehalt zu beleuchten. Melina schreibt zur Zahl Pi: „Auf einem großen Banner war die Zahl Pi mit den ersten 30 000 Nachkommastellen zu sehen. Ich war richtig erschlagen von der großen Anzahl von Zahlen auf einem „Fleck“ und konnte mich schwer konzentrieren, mein Geburtstagsdatum zu finden. Mich hat außerdem die Spanne der Zahl Pi beeindruckt, aus dem Unterricht her kenne ich zwar Pi, aber dass diese so enorm und komplex ist, hat mich beinahe umgehauen. Ich finde es gut, dass Pi „schlicht und ergreifend“ auf ein Banner gedruckt wurde, da einem so die Komplexität dieser Zahl erstmal bewusst wird.“
Arne hat den Satz des Pythagoras an Hasenfiguren ausprobiert: „Bei Quadraten ist es einfach: Die Seitenlängen entsprechen denen des Dreiecks. Die Hasen sind etwas komplizierter zu berechnen, folgen aber den gleichen Regeln: Addiert man die Flächeninhalte der beiden kleineren Körper, kommt als Ergebnis der des Großen heraus. Die Form der Flächen spielt keine Rolle. Wichtig ist nur, dass die Proportionen stimmen.“
Till hat sich ausführlich mit der Leonardobrücke beschäftigt: „Das Besondere an der Leonardobrücke ist, dass sie aus mehreren gleich langen Holzstäben zusammengebaut werden kann und dabei keine weiteren Befestigungsmaterialien wie zum Beispiel Nägel, Schrauben oder Seile benötigt. Ich fand diese Holzbrücke ziemlich interessant, und es hat Spaß gemacht, diese Brücke aufzubauen. Allerdings war das Aufbauen ziemlich schwierig und je länger die Brücke wurde, desto leichter fiel sie in sich zusammen.“
Evelina schreibt zum „Leonardo-Mann“: „Das Bild „Leonardo-Mann“ wurde von Leonardo da Vinci gezeichnet und stellt einen griechischen Mann dar. Man kann sich selbst hineinstellen. Man kann bei dem Experiment feststellen, dass alle Menschen ähnliche Proportionen haben. Z. B. wenn man so groß ist, wie das blaue Quadrat auf dem Bild, so berührt die Armspannweite auch die blaue Linie.“
Nurcan ist mit ihrer Abschätzung der Anzahl der Smarties auf dem Poster der richtigen Lösung so sehr nahe gekommen: „Ich habe an jeder Ecke gezählt, wie viele Smarties in den quadratischen Rahmen passten. Zusammenzählen und durch 4 teilen. Da 100 dieses quadratischen Rahmens in das Bild passen, mit 100 multiplizieren.“ Nurcans Ergebnis „4 500 Smarties“ liegt nur knapp unter dem richtigen Wert.
Kim hat sich mit den Schatten von Dreiecken befasst: „Mit Hilfe eines Beamers wurden gleichseitige Dreiecke an die Wand projiziert, und man musste mit zwei verschiedenen Eisen-Dreiecken versuchen, die Formen nachzustellen, sprich der Schatten muss deckungsgleich zu einem der Dreiecke an der Wand sein. Man musste die Dreiecke sehr verdrehen, sprich den Winkel zum Lichtkegel verändern, so dass die Spitze bzw. alle Spitzen fast parallel zum Lichtstrahl sind!“
Einige Schüler/innen fragten sich, was denn diese Ausstellung mit Mathematik zu tun habe. Wer erwartet hatte, dass der Vormittag mit Rechnereien gefüllt wäre, muss zumindest erstaunt (vielleicht enttäuscht, vielleicht erleichtert) gewesen sein. Melinas Text zeigt aber, dass sie ein Gefühl dafür beschreiben konnte, was „unendlich viele Nachkommastellen“ annähernd bedeuten können. Arne hat eine Verallgemeinerung des Satzes von Pythagoras erkannt, den die meisten Menschen bestenfalls bezüglich der Quadrate kennen. Till hat mit Sicherheit sehr viel kommuniziert mit seinen Mit-Brückenbauern, welches Holz muss wohin, welche Systematik steckt in Leonardos Idee, welche Handlungsabläufe wiederholen sich? Evelina hat die Wirklichkeit (ihre Proportionen und die einiger Mitschüler/innen) mit dem Idealmodell verglichen und eine Regel formuliert. Nurcan hat das gute Ergebnis erzielt, weil sie sich nicht auf eine Messung beschränkt hat, sondern mit dem Mittelwert mehrerer Messungen gearbeitet hat. Kim hat überrascht festgestellt, dass die Aufgabe, die kaum lösbar zu sein scheint, doch gelöst werden kann (man muss die Dreiecke eben „sehr“ verdrehen). Alle diese Handlungen, Erkenntnisse, Absprachen, Verallgemeinerungen gehören zum Wesen der Mathematik.
Waren die Schüler/innen nach dem Besuch der Ausstellung glücklicher? Die meiste Zeit waren sie sehr konzentriert mit den Ausstellungsstücken beschäftigt. Glücklicher werden nicht alle gewesen sein (oder nur auf Grund des Wissens, welcher Unterricht dafür an diesem Tag ausfiel), für diejenigen, die doch glücklicher waren, sei hier Christopher zitiert: „Insgesamt war es ein unterhaltsamer Ausflug in die Uni Bielefeld, weil einem die „Rätsel“ teilweise den letzten Nerv geraubt haben, aber auch genau so viel Spaß gemacht haben.“
BÖK
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