Eltern stehen die Haare zu Berg
Er ist 165 Jahre alt, hat aber an Aktualität nichts eingebüßt. Die Rede ist vom „Struwwelpeter“. Dienstagabend gab es eine Aufführung in der Felix-Fechenbach-Gesamtschule Leopoldshöhe.
Ein einheitliches Thema für alle Altersgruppen, das den roten Fadenvorgibt und dennoch viel Raum für unterschiedliche Herangehensweisen bietet: eine gute Idee für den Vorführabend der jungen Schauspieler, die auf der Bühne allesamt eine eindrucksvolle Leistung boten. Diesmal gab es keine Masken und kein Schwarzlicht, stattdessen viel Schauspiel und auch Tanz. Es wurde ein sehr unterhaltsamer Abend, der allerdings auch an der ein oder anderen Stelle zum Nachdenken anregte. Besonders der Daumenlutscher hatte es den Schülern angetan. Immer wieder mussten arglose Kinder im Schauspiel einen ihrer Daumen opfern – gleich drei Jahrgänge rückten ihn in den Mittelpunkt. Auch diese Thematik ist durchaus aktuell, wie zahlreiche Eltern wissen, deren Kinder ihren Nuckel partout nicht aufgeben wollen.
Mit seinem tiefen Fall landete auch der Zappelphilipp, den die Sechst-, Siebt- und Neuntklässler hampeln, kippeln und rappen ließen, ganz oben. Eltern als Ordnungsmacht gegen lustbetonte Kinder, die sich nicht anpassen wollen: Dieser Konflikt, der das alte Kinderbuch beherrscht, wurde allenthalben auf der Bühne deutlich.
Und es wurde ein bisschen an den Pfeilern der Macht gesägt. So hilft es Robert nicht, dass er auf den Schirm verzichtet. Mit hochgezogenem Kragen und tiefsitzender Kapuze als Schutz gegen den Regen sieht er ebenfalls nicht wirklich viel und wird von einem Auto überfahren.
Sehenswert waren auch die drei Struwwelpeter-Versionen der Zehntklässler, die viel Heiterkeit in der neuen Aula auslösten. Der Wuschelkopf als Studienobjekt, als Streitgrund oder gar als homosexueller Frisör, der zum Punk gestylt wird: Die sehr modernen Varianten, dargestellt von den Fechenbach-Gesamtschülern, erweckten viel Sympathie für den ungepflegten Helden. Schüler sägen an den Pfeilern der Macht
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