FFG – Ein Jahr für den Frieden
Si vis pacem…
„Der Friedenszustand unter Menschen, die nebeneinander leben, ist kein Naturzustand, der vielmehr ein Zustand des Krieges ist, d. i. wenngleich nicht immer ein Ausbruch der Feindseligkeiten, doch immerwährende Bedrohung mit denselben. Er muss also gestiftet werden.“
Immanuel Kant (Zum Ewigen Frieden. Ein Philosophischer Entwurf, 1796)
Schon Cicero stellte fest: „Wer Frieden will, muss Frieden vorbereiten.“ Er interpretiert damit das römische Paradoxon „Wer Frieden will, muss Krieg vorbereiten.“ neu.
Mit diesem Themenheft möchte unser Lateinkurs seinen Beitrag leisten zu immer wieder auftretenden Diskussionen über Krieg und Frieden. Ist die weitere Aufrüstung notwendig? – Wie beeinflussen politische Systeme unser Verständnis für Krieg? – Und wie stehen historische Persönlichkeiten dazu?
In diesem Themenheft geht unser Lateinkurs diesen und weiteren Fragen nach, auch wenn nicht immer eine Antwort gefunden werden kann.
Finja Sophie Kaminski
Das vorliegende Themenheft Latein präsentiert die Ergebnisse des Jahrgangsprojekts „Si vis pacem, para pacem“ von 25 Schülerinnen und Schülern des Grundkurses Latein der Jahrgangsstufe 12 (Q1) der Felix-Fechenbach-Gesamtschule Leopoldshöhe aus dem Schuljahr 2022/2023. Das als Erinnerungsbuch gestaltete Themenheft wird voraussichtlich ab Dezember 2024 bei BoD Norderstedt erscheinen.
Frieden. Freiheit. Gerechtigkeit.
Unter unserem Schulmotto begann im September 2022 mit einem Unterrichtsgang nach Kalkriese zu dem vermeintlichen Ort der sogenannten Varusschlacht das Jahresprojekt und endete im Mai 2023 in unserer Schule mit einem Zeitzeugen-Vortrag anlässlich des 78. Gedenktages des Kriegsendes in Europa.
Dass Krieg heute wieder Realität, nicht nur historisches Phänomen ist, hat alle Schülerinnen und Schüler sehr bewegt und viele Diskussionen angestoßen. Aber in gleichem Maße auch die Vorstellung, dass sich Frieden seit der Antike als ersehnter und zu bewahrender Normalzustand erwiesen hat.
Ausgangspunkt unserer Überlegungen zur Gestaltung eines Jahrgangsprojektes mit dem Thema „Frieden“ und der Integration aller im Jahrgang erarbeiteten lateinischen Originaltexte unter dem Motto „Si vis pacem, para pacem“ („Wenn du Frieden willst, dann musst du Frieden schaffen.“)war einerseits die Wahrnehmung einer grundlegend veränderten weltpolitischen Situation seit dem nun mehr als zweijährigen russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, andererseits die Frage nach dem Selbstverständnis von Frieden und Krieg in der römischen Lebenswelt wie in unserer eigenen Gegenwart.
Frieden steht in diesem Heft an erster Stelle.
Das erscheint vielleicht auf den ersten Blick für die römische Antike etwas ungewöhnlich, wenn man dem bis heute oft zitierten Sprichwort „Si vis pacem, para bellum“ („Wenn du Frieden willst, bereite den Krieg vor.“)als typisch römischer Lebensweisheit folgt.
Anhand ausgewählter historischer, staatstheoretischer und philosophischer lateinischer Originaltexte vom 1. Jh. v. Chr. bis zum Humanismus wird in den von Schülerinnen und Schülern verfassten Beiträgen eine differenziertere Auffassung von einem als notwendiges Übel anerkannten „bellum iustum“ (dem „gerechten Krieg“ oder „zu rechtfertigenden Krieg“)und den faktischen Auswirkungen römischer Expansionspolitik dargelegt – immer mit kritischem Blick auf unsere Gegenwart.
Die Hauptautoren des Jahresprojektes, Marcus Tullius Cicero (106-43 v. Chr.) und Caius Julius Caesar (100-44 v. Chr.), stehen darüber hinaus repräsentativ für den Gegensatz zwischen der grundlegend demokratischen Verfassung Roms und der „smarten“ Autokratie eines Alleinherrschers wie Caesar und seine Nachfolger.
Die in diesem Heft zusammengestellten Beiträge, die in Übersetzungsleistungen, Kommentierungen von im Unterricht erarbeiteten Quellentexten, in Wortschatz- und Begriffsinventar oder fachbezogenen Referaten, Portfolios und Präsentationen bestehen, repräsentieren aus praktischen Gründen nur einen Querschnitt des gesamten Jahrgangsprojektes, an dem sich alle Schülerinnen und Schüler des Grundkurses beteiligt haben. Ich bedanke mich ganz herzlich bei meinen ehemaligen Schülerinnen und Schülern für ihre hohe Motivation, die lebendigen Diskussionen, ihre Empathie für das Thema und das über die über die Schule hinausgehende Leistungsbereitschaft bei der Erstellung des Heftes. Ein ganz besonderer Dank geht an Finja Sophie Kaminski und Yannick Schutzmeier. Ohne eure unermüdlich freundliche Hilfe wäre das Erinnerungsheft „Si vis pacem“ mit Sicherheit nicht mehr passend zum Abschluss fertig geworden, würde unser Buch wohl nicht zum Jahresende veröffentlicht.
Leopoldshöhe, 13. November 2024
Katrin Kwapich