Die Wiedereinführung des Wehrdienstes – die Jugend kommt zu Wort

Eine Stellungnahme der Klasse 9.3

Die Wiedereinführung des Wehrdienstes ist aktuell im Gespräch und rückt immer näher, auch für unseren Jahrgang. Dabei kommen viele Fragen auf: „Warum kommt sie überhaupt zurück?  Und was bedeutet das für mich?“ Früher haben sich 9. Klassen um die Ausbildungsstelle Gedanken gemacht, wir aber machen uns Sorgen um unsere Zukunft und die Entscheidung, die wir treffen müssen.

Doch der Reihe nach: Was bedeutet die Wiedereinführung des Wehrdienstes – Zurück in die Vergangenheit oder gibt es neue Wege? Gleich bleibt: Es werden junge Männer und nun auch Frauen zum Dienst an der Waffe gerufen. Bei der neuen Version bekommt man einen Brief, den die Männer ausfüllen MÜSSEN, die Frauen DÜRFEN diesen ausgefüllt abschicken. Die Bundeswehr wählt dann aus den Antworten die besten Kandidaten aus und lädt diese zur Musterung ein. Das ist also nicht mehr wie früher, dass ganze Jahrgänge zu den Musterungen gerufen werden, sondern nur diejenigen, die auch gebraucht werden, denn die Jobs beim Bund sind anspruchsvoll und vielfältig. Das klingt für viele der jungen Generation erstmal gut. Auch das Versprechen dort kostenfrei einen Führerschein machen zu dürfen, ist sicher für viele interessant. In Zahlen heißt das von ca. 350 000 Männern eines Jahrgangs werden ca. 40 000 einberufen und davon im ersten Jahr ca. 5000 zum Dienst verpflichtet.[1] Das klingt nicht viel, doch muss Mann sich wieder mit der Frage auseinandersetzen: „Bin ich bereit zu Waffe zu greifen?“

Einige fragen bestimmt schon danach: „Was ist denn mit den Frauen?“. Ein Funfakt am Rande: Sollte es zu einem Ernstfall kommen, dann können und dürfen Frauen auch zum Dienst berufen werden, genauer zum Sanitätsdienst und zum Dienst in der Verwaltung. Man muss sich aber keine Illusionen machen, es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis das Grundgesetz angepasst wird und auch Frauen zum Dienst an der Waffe gerufen werden können. Freiwillig dürfen sie das schließlich nun schon seit 25 Jahren. [2]

Dass die aktuelle Bedrohungslage, Angriffe mit Drohnen, Krieg in der Ukraine usw., Grund für diese Entwicklung ist, dass ist auch unserem Jahrgang natürlich nicht entgangen, denn wir sitzen zusammen mit Kindern aus Kriegsgebieten in der Klasse. Wenn man ehrlich ist, dann sorgt man sich in den Familien schon darum, ob der Krieg immer näher rückt und was passiert im Ernstfall? Um länger als ein paar Tage durch zu halten, benötigt die Bundeswehr 203 000 SoldatInnen und 260 000 ReservistInnen. Von diesen Zahlen ist sie schlicht noch weit entfernt. Das bisherige Verfahren der freiwilligen Meldung funktioniert nicht. Warum es dann belassen? Das erscheint sinnlos. Daher wurde der Plan gefasst bis 2031 das Personal der Bundeswehr auf 463 000 SoldatInnen aufzustocken.

Was heißt das für uns, die jetzt 16 Jahre alt sind? – erstmal: Nichts. Aber wenn man ehrlich ist, und sich dann doch mal abseits von Smartphone und Co. damit auseinander setzt, dann haben wir Sorge. Für einige von uns ist es denkbar zur Waffe zu greifen. Es gibt aber auch diejenigen unter uns, die sich das gar nicht vorstellen können. Verlieren dann diejenigen die sich einziehen lassen/ eingezogen werden dann Ausbildungszeit und Lebenszeit? Das wäre mega unfair. Wir können uns zum Teil schon vorstellen, dass ein freiwilliges Dienstjahr nach der Schule eingeführt wird. Man kann dann entscheiden, ob man zur Bundeswehr geht, oder ob man im sozialen Bereich etwas für die anderen Menschen macht.

Oft wird uns vorgeworfen, wir würden die Probleme unserer Zeit nicht erkennen, aber wir wissen, dass wir vor großen Problemen stehen, wie Klimawandel, ungerechte Regierungen, Kriege usw. Wir machen uns Sorgen und haben zum Teil auch Angst. Nehmt das ernst, kümmert euch und lasst uns nicht damit zurück. Wir haben keine ideale Lösung, aber die habt ihr auch nicht. Sorgt aber bitte für Gerechtigkeit und versucht mit allen Mitteln den Ernstfall zu vermeiden!       


[1] Vgl. https://www.bmvg.de/de/neuer-wehrdienst 12.11.25

[2] Vgl. https://www.bpb.de/kurz-knapp/taegliche-dosis-politik/558312/vor-25-jahren-ebnete-der-eugh-frauen-den-weg-zum-dienst-an-der-waffe/ 12.11.2025